Das Großartige an Brettspielen ist, dass sie uns an ferne Orte mitnehmen. So können wir spielend unser Wissen vergrößern. Ganz wunderbar gelingt dies bei „Dabba Walla“: Das beschreibt den ausgeklügelten Transport von gekochtem Mittagsessen von zuhause bis an den Arbeitsplatz in Mumbai. Unser Job dabei: Clever stapeln und punkten.
5.000 weiß gekleidete Lieferanten, die Dabba Wallas, holen tagtäglich das Essen bei Familien ab und bringen es noch heiß an bis zu 200.000 Arbeitsplätze. Die Dabbas genannten Gefäße werden dabei mehrfach in der Millionenmetropole übergeben. Dazu werden sie auf allerlei Transportmitteln gestapelt – das muss mit Bedacht geschehen. Dann wollen wir mal!
Das Familienspiel gliedert sich in zwei Phasen. In der ersten laufen wir mit unserer Figur über den Spielplan und sammeln Karten ein. Die besagen, welches Puzzlestück welcher Farbe mit Dabbas darauf wir erhalten. Das legen wir auf unseren Transportkarren. Schnell wächst der Packen in die Höhe. Stapeln wir besonders clever, bekommen wir einen Chai-Tee, der uns später Vorteile bringt.
In Phase zwei wird der Stapel von unserem Karren wieder abgebaut. Ebene für Ebene legen wir jetzt fest, für welche ausgelieferte Dabba-Farbe es wie viele Punkte gibt. Dazu spielen wir die in Phase eins aufgenommenen Karten wieder aus. Mit den Chai-Tees können wir Boni verteilen oder die anderen mit Minuspunkten ärgern. Um diese ungewöhnliche Spielidee zu verstehen, benötigt es eine Probepartie. Erst dann weiß man, worauf es beim Ausliefern ankommt und wofür es Punkte gibt. So lässt sich auch beim Einsammeln der Karten und Puzzlestücke wesentlich besser beurteilen, was Sinn macht.
Weil es vier verschiedene Transportmittel gibt, kleine und große, wächst der Dabba-Stapel in jeder Partie anders. Das Abbauen ist zwar spannend, doch nur mäßig steuerbar. Hier kommt die Spielmechanik mit der schönen Story drumherum nicht mit. Wäre das in der Realität auch so zufällig, kämen über 99% der Essen in Mumbai nicht pünktlich an. Spieler, die gern planen, stört das sehr, vor allem in voller Besetzung. Bei ihnen zündet „Dabba Walla“ nicht.
Wer aber ein originelles Spiel erleben will, spielt einfach drauf los. Freut sich über das unverbrauchte Thema und das vorbildliche Material in verschließbaren Pappboxen, fast ganz ohne Kunststoff. Und über das Rezept für „Chana Masala“ vom Verlagschef persönlich: Rajive Gupta stammt aus Indien. Was auch erklärt, warum hier so viel Hingabe zum Produkt spürbar ist.
„Dabba Walla“ von Patricia Limberger & Felix Leder (Queen); für 2-4 Spieler ab 10 Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 50 Euro.
nett Familienspiel
Besprechung mit Rezensionsmuster
“Ducksch spielt”, ein Blog von Stefan Ducksch mit wöchentlichen Kritiken/Rezensionen zu Brettspielen und Kartenspielen. Ich schreibe über Kinderspiele, Erwachsenenspiele, Familienspiele, Kennerspiele, Könnerspiele und Expertenspiele. Alle Texte und Bilder (c) Stefan Ducksch 2024.